Socials - Seite 3

WOCHENMARKT

Wo normal mein Auto parkt
ist am Samstag Wochenmarkt.
Viele Händler aus dem Land
bieten hier am eignen Stand
ihre Waren jedermann
zum Kaufe und zur Probe an.
Hundekuchen, Fleisch und Fisch,
Plastikdecken für den Tisch,
Eier, Säfte, Blumentöpfe,
sowie für die Hosen Knöpfe,
bis zur ausgewachsenen Leiter,
usw., usw.
kann man hier für Geld erstehen,
oder nur zum Spaß besehen.
Außerdem kann man noch orten
Obst, Gemüse aller Sorten.
Der Kauf von grünen Stangenbohnen,
Bananen, Äpfeln kann sich lohnen,
Zitrusfrüchte, Kokosnüsse
bringen aus dem Süden Grüße.
Besonders billig in der Stadt
sind Birnen heut, bis 100 Watt !

HINTERMÄNNER*innen

Ohne die gewohnte Macht,
der Tyrann verlegen lacht.
Kleinlaut, nicht verwegen,
steht der nun im Regen.
Er ist wie unsresgleichen,
wenn ihm seine Helfer weichen.

Drum laufe nicht der Fahne nach
die am höchsten wehte,
bedenke was DER vorne sprach
und welche Saat er säte.
Im Leben wichtig, wo du gehst
und hinter wem du gerade stehst.

BAUMTATOO

Im Kamin die Flammen schlingen
sich um jeden einzelnen Scheit,
ernähren sich von Jahresringen
und damit von Vergangenheit.
Was geschah in vielen Jahren
vom Sprössling bis zum Baum,
wie entkamst du den Gefahren
und gelang dein Lebenstraum?
Kein Splitter aus den Kriegen
und Blitz an schwülen Tagen,
konnten dich jemals besiegen,
oder an der Wurzel nagen.
Nur dies verliebte, junge Paar,
hatte einst ein Herz geschnitten,
es ist vernarbt von Jahr zu Jahr,
grad so, wie ihre eignen litten.

PECH UND UNGLÜCK

Es hatte Pech, das kleine Luder,
stets in Unglück 'großen Bruder'.
Meistens fing es harmlos an,
führte auf die Achterbahn.
Abwärts ging es allemal,
vom Hochgefühl ins Jammertal.
Manchmal schaute auf der Strecke,
Glück dann doch noch um die Ecke,
stoppte steiler Niedergang,
bevor die Hölle mich verschlang.
Danach seufzte ich befangen:
Das ist noch einmal gut gegangen.

FRAGIL

Das schöne Leben ist fragil,
es fühlt sich so zerbrechlich an,
wie aus zartem Porzellan,
ein kleiner Stoß, oft schon zuviel.

Die heile Welt ist nicht stabil,
sie kommt ganz rasch ins Wanken,
das sagen all die Kranken,
denen man gerne glauben will.

Der pure Neid ist dann im Spiel,
haben die Anderen ständig Glück,
niemals Kummer im Gepäck,
das Schicksal bloß ein Pappenstiel?

GUTER RAT

Der Kampf ums Wort
Setzt sich endlos fort.
Politiker und Revoluzzer
Sind die radikalsten Nutzer.
Aber auch die Literaten,
Liefern sich oft Moritaten.
Anfangs prosaisch sachte,
Geht es schnell ans Eingemachte.
Kritiker und Konkurrenten
Werfen schnell mit Exkrementen
Und in sozialen Medien - Stopp!
Wütet anonym der Mob.

Sachlich nüchterne Dispute,
Wären da das einzig Gute.
Drum sei hier allen angeraten:
'Liefert doch nach Worten Taten'.

VOM EHEPAAR MIT HUND

morgens:
Augenlider zucken eben.
Behäbig räkelt sich das Leben.
Das Geschwisterpärchen 'Müh und Plag',
geht noch schläfrig in den Tag
und ein Ehepaar mit ihrem Hund.

mittags:
Augenlider zucken wieder.
Müdigkeit ergreift die Glieder.
Geschwisterpaar ist nun auf Trab,
geht alle Arbeitsplätze ab
und ein Ehepaar mit ihrem Hund.

abends:
Augenlider ruhig und sachte.
'Dolce vita' gerad' erwachte.
Das Sorgenpaar erschöpft vom Tun
geht endlich, um nun auszuruhn
und ein Ehepaar mit ihrem Hund.

SCHWERMUT

Bleiern lastet das Gemüt,
Lachen ist nicht dein Gebiet.
Das Leben scheint gar ohne Zweck
und du ziehst es in den Dreck.
Nebulös Gedanken schwirren,
um das Dasein zu beirren.
Die Krähen auf den Feldern meinen:
Herzen werden bald zu Steinen.
Die Zukunft voll Verdammnis scheint,
der Himmel schwarze Tränen weint.
Wie war es früher doch so schön,
warum, Jugend musst' du gehen.
Ein Hauch Hoffnung jedoch glimmt
und Last von deiner Seele nimmt,
denn bald ist alles wieder gut
du hast wirklich ganz 'schwer Mut'.

WAS BLEIBT

Zugegeben, die Hauptinteressen,
im Alter drehen sich ums Essen.
Der letzte Sinn noch in Betrieb,
oh, Leibgericht, ich hab dich lieb.
Am Gaumen kribbelt deutlich was,
das früher weiter südlich saß.
Nach Vorspiel und nach Hauptmenü,
den Höhepunkt bringt ein Sorbet.
Befriedigt nun und sehr beglückt
bist du der Gegenwart entrückt,
weilst selig noch im Speisesaal,
voll Vorfreude aufs nächste Mal.

DIE BÖSEN ANDEREN

Der Taschendieb die Börse zieht
bei Lichte, wenn er noch was sieht.
Der Autoknacker lässt sich Zeit,
ist kein Mensch mehr weit und breit.
Ein Bruch meist reibungslos gelingt,
wenn Mondlicht aus den Wolken dringt.
Zum gleichen Zeitpunkt prellt der Zecher,
den Gastronom um manchen Becher
und auch Liebesdamen fluchen,
wenn Freier schnell das Weite suchen.
Der Sprayer sprüht grad zum Bedauern,
Parolen an die Kirchenmauern.
Im dunklen Park lauert verschmitzt
der Mörder und sein Messer blitzt.
Du endlos böse Welt da draußen,
drängst mich im Kämmerlein zu hausen,
da verweil' ich brav, schon meine Nerven,
kann ungestört im Dark-Net surfen.

VORGEBEUGT

Wir sind mental noch nicht bereit,
doch es frostet und es schneit.
Von deinem sommerbraunen Teint
duftet winterschwer Parfum.
Vorbei der Duft von Gras und Blumen,
von frischen Feldern, Ackerkrumen.
Kein Pollenkitzeln in der Nase
und Schwalbenschrei über der Straße.
Still und dunkel bald die Zeit,
ist für den Winterschlaf bereit.
Rückzug und Entbehrung
in Sachen Liebe und Ernährung,
hat in der Wildnis Sinn und Zweck,
doch ich hab meinen Winterspeck.

FASZINATION - VAKZINATION

Verkapselt im Zivil-Kokon,
mit Barrikaden aus Beton,
spürt man hinter Panzerglas,
dort draußen droht uns was.

Feind zu klein für ein Duell
mit der Klinge und Schrapnell,
Waffen, die man einst ersann,
für den Kampf Mann gegen Mann.

Schlachtfeld liegt nun in Laboren,
bei Protein und Rezeptoren,
wir sind uns sicher eines Sieg's,
mit einem wundersamen Pieks.

ASTRAL UNGERECHT

Sie prangen an Hotels und Küchen,
und blinken dort zu Werbesprüchen
und an der Uniform des Kriegers,
sind sie das Symbol des Siegers.
Sie leuchten uns in klaren Nächten,
als Boten von vergang’nen Mächten
und wiederum genauso gern,
am Tor von einem Großkonzern.

Doch greifen wir nach ihnen froh,
dann sind die Sterne nur aus Stroh.

LEBENSFRAGEN

Es fragen Kinder, so aus Prinzip:
  Haben die Eltern mich auch lieb?
Pubertierende Artgenossen:
  Werden aus Pickeln Som­mer­spros­sen?
Es tönt die Halbstarken-Revolte:
  Man Dies und Das doch ändern soll­te!
Die Schulzeit fragt dann voller Streben:
  Wofür brauch ich das im Leben?
Beruflich sinniert der Karrierist:
  Ob das alles sinnvoll ist?
Familien schauen zur eignen Brut:
  Ist das Ergebnis wirklich gut?
Ich frag im Alter jetzt, blamabel:
  Bin ich nun eigentlich vulnerabel?

ETIKETTE

In Bus und Bahn und im Büro,
allein im Auto sowieso,
bei langen Reden, schlechten Witzen,
im Liegen, bei bequemem Sitzen,
am Abend beim TV-Programm,
im Theater dann und wann,
nach schwerem Rotwein oder Bier
und einer Zechtour bis um Vier,
bei Tische gar, während dem Essen:
Es wird der Anstand oft vergessen!
Man inspiziert - freiwillig kaum,
einen fremden Rachenraum.

Hab bei Mitmenschen entdeckt,
viele haben einen Gähn-Defekt.

... DER REIZ

...des Schönen birgt Gefahr
sich darin zu verirren,
alles ist dann wunderbar,
Reales sorgt für Wirren.

...des Bösen zeigt bizarr
wie Phantasien gären,
wozu wir alle, klipp und klar,
im Ernstfall fähig wären.

...des Neuen kribbelt stet,
weil in weiter Ferne
ein Abenteuerlüftchen weht,
da wär man ja so gerne.

...des Geldes ist verstörend,
ein Bad in Gold und Schmuck
ist so sexy und betörend,
sagt auch Dagobert Duck.

WAHL-WATCHING

Schwergewichtig gleiten,
sie in ihrem Element,
elegant und vehement,
doch aufmerksam beizeiten.
Gibt es drohend Gründe,
so helfen unverdrossen,
im Rudel Artgenossen,
sichern ihre Pfründe.
Bevor Kanonen rauchen,
Wellen schlagen hoch,
können sie aber auch,
eine Weile untertauchen.
Winkt wieder fette Beute,
der Blutgeruch berauscht,
wird die Taktik ausgetauscht,
es hetzt wieder die Meute.

Genau zum rechten Augenblick,
packt man den Gegner im Genick.
Und nach dem Voting allemal,
gibt sich der Kämpfer ganz jovial.

ERWACHET

Es flattert der letzte Traum,
im Plumeau tief versunken,
vom Schlafe noch betrunken,
verweil ich hier geraum.

Gedanken kommen sacht,
blitzen auf und gehen,
wollen nicht verstehen,
es ist schon kurz vor Acht.

Auge öffnet sich entschlossen,
das Tageslicht, ein Feuerstrahl,
trifft die Netzhaut infernal,
Auge wird geschlossen.

Da ist ein fernes Lachen,
der Tag streckt sich soeben,
neuen Aufgaben entgegen:
Laß die Anderen mal machen.

DER ROSENZÜCHTER

Die schönsten sind nicht schön genug
da hilft ein kleiner Trickbetrug,
den Bienen rasch die Schau gestohlen,
per Pinselchen die Pollen holen.
Schnell ausgekreuzt nach Art und Güte
erhofft er sich die tollste Blüte.
Die Hagebutten kostbar dann
zieh‘n den Züchter in den Bann.
Mit neuem Samen gibts vielleicht
ein Novum für das Blumenreich.
Verbissen und mit Akribie
fanatisch gar, bis zur Manie,
wird nun gepfropft, getrimmt,
bis das Ergebnis endlich stimmt.
Voller Stolz in Götterpose
hat er schließlich 'ne Neu-Rose.

ALLES EIN GEDICHT

> Das 'kleine Schwarze' sitzt perfekt,
den schlanken Körper zart verdeckt.
> Ein Oldie blinkt in Lack und Chrom,
der Fahrersitz gleicht einem Thron.
> Der weite Blick aus dem Chalet,
schweift durch den Garten bis zum See.
> Vom Farbenspiel gefesselt stehen,
Picassos Werk ehrvoll besehen.
> Festlich ist der Tisch gedeckt,
die Speisenkreation entzückt.
> Orchesterklang erfüllt den Raum,
die Sopranistin ist ein Traum.
> Im Abgang der Burgunder dann,
zeigt seine edle Herkunft an.

Merke:
Wenn Perfektion auf Gusto trifft,
dann ist dies alles 'ein Gedicht'.